Der verheiligte Name oder Als ich die Krume brach

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Was stand da? Kanonen führte man vorbei; achtete gar nicht darauf. Bettelei war verpönt, man trug Waffen aus und ein. Ein Kreuzer landete an und die Zofe des Admirals zerriß ihren Umhang, als sie den Versuch unternahm, den Boden der Metropole zu küssen.

Matrose Mei trug einen Bart aus der Kombüse. der gehörte nicht hierher.

Es war der Bart der Zofe, den sie dort vergaß als sie ihre Strümpfe im Mannschaftstopf wusch.

"Seefahrt verboten!" trug ein Däne auf seinem auf seinem Leib und blickte wild zum Hafen, wo Fässer umgeladen wurden. Er sah dort ein Mädchen aus Meinau, die ihre Knochen in der Sonne verglühen ließ.

Sie trug ein Bidet auf ihren Schultern, um später das verbrannte Fleisch von ihren weißen, reinen Knochen zu waschen. Dem Admiral wars bekannt.

Eintrag ins Logbuch des Schiffes: "Abfahrt mit Knochen". Nun wurden Segel in sein Zimmer getragen und er bestellte den Kaplan auch noch um Mitternacht zu sich.

Die Segel wurden gesetzt, doch das Zimmer zersprang daraufhin in sehr viele, kleine Teile. Ein Maat erschrak, aber die Fahrt wurde fortgesetzt.

Er sah in diesen Nächten Elmsfeuer in seinem Bett und setzte sich auf, um in einem Buch Trost zu finden. Er nahm das Buch in seinem Geiste aus dem Segeltuchregal, denn es war nicht dort.. Vor vielen Jahren hatte er den selbigen Törn versucht und war von kaligraphischen Eunuchen im Dienste eines Sultans überfallen und aus der Seefahrt verjagt worden. Ein Maat war vor ihm gestanden, sonst wäre er heute tot. Aber dennoch war jenes Buch ihm aus einem Schrein in seinem Herzen geraubt worden. Er war darüber so bitterglücklich, daß er alles andere vergaß. er vergaß sogar das Vergessen und die Seefahrt. So wurde er Koch. Oben auf dem Deck briet man eine Kanone weich ein und bat ihn und ein Huhn herzlich zu helfen. Er trat mühsam nur von einem Eimer begleitet hinauf.

Doch das Huhn war eigentlich ein Hund, den man Tobias rief. Der Eimer fiel ihm, als er dies erfuhr aus der rechten Hand und er tat um der Ruhe willen einen Tabak in seine Lunge.

Wilde erschienen am Strande, von Jesuiten umringt, die mit den Zähnen malmten, als ginge es um weiß nicht wo. Und doch ein Opfer tat sich frei aus der Menge hervor und begann ein Fähnlein zu hissen.

Auf dem Tuch konnte man einen Brauch entziffern. Der Brauch hieß Sitte und mit ihm war der Umgang mit Wilden gemeint. Das Schlachten begann.

Ein Anführer, ein Korsar, ein Däne holte aus den Tiefen seiner Kutte eine Platte, die er anbetete um den Kampf ungünstig zu beeinflussen. Doch ein Wirt sprang vor und hielt eine Rede zu allen. Und die Münder standen offen, so er teuflischen Othem einblies, ins Hirn hinein.

Aber jene Tat, so huldvoll gemeint, kam zu spät. Schon hatte die Mannschaft den Gehörnten geflohen und trieb bauchoberst in der Brandung. Das Fähnlein war nun die Trophäe der Barbaren und der Däne nicht länger Däne.

Zu seinem Beruf ertrug der Stamm manch Unbill von Gott, das natürlich sauer war, um Christi willen, vergessen, irgendwo am Hafen, allein mit lauter schweren Fässern und Jesu blickte sich um und sah einen einzelnen, wohl vergessenen Knochen liegen...

Ein Schäbiger ermahnte nun alle die noch lebten, sie sollten doch mit diesem Knochen nicht ihr Schindluder treiben. Da hob jemand das Gebein in die Höhe und ließ es krachend auf dem Haupt des Mahners landen.

Der Mahner blickte rum und sah in Jesu Äuglein ein, sah im Traume Gott, gab Othem in sein Hirn und Jesulein auch, das lichterloh verbrannte. Und er schlug Jesu.

Doch wie später berichtet, hielt jener auch seinen Arsch hin und forderte einen Tritt. Aber reuig stieg der Schläger auf einen Felsen und rief einen Fluch übers Meer, den auch Gott hörte und daraufhin eine Ziege an einer Leiter festmachte und starb. Während alldessen war ja nun nichts geschehen können. Ehrfürchtig warteten alle ab. Unterhaltung kam auf im Lager, wo man der Sonne entfliehend in Zelte zurückgezogen war und darin helle Feuer entzündete, die grausige Schatten auf die Gesichte malten. Und da es so schattig war, hielt man einen für den Gehörnten und rief eine Feme zusammen. Doch dies fand im Lichte der Sonne statt und man erkannte den Irrtum und erschoß den Delinquenten.

Tobias wandte sich entsetzt ab und trug Jesu aus dem Bannkreis. Er hatte an dem Sohn ein Zelt befestigt, um ihm zu huldigen und zu ehren auf seine Art.

Ein Beben erscholl und Tobias nahm Gottes Stelle ein. Alles raunte, auch der Maat, der Tobias so lieb gewonnen hatte. Beim Schein eines Lichtes erzählten die Beiden und entführten die Zuhörer in ferne Länder, wo sie gewesen sein wollten. Und mehr noch, sie berichteten auch von dem Meisterengel.

Dann gingen alle zufrieden zu Bett. Aber die Nachtwache schrie einen so lauten Alarm um Mitternacht, daß alle erschraken und dann erwachten. Doch es war nur ein Spaß, alle lachten und schliefen dann weiter bis 1 Uhr.

Schon am Abend eine Woche zuvor, war ein Brief der Krone eingetroffen, aus Meinau, mit Blutpost und einem Türken als Boten. Der Türke schlief 8, 9 Tage in einem Sarg und setzte dann dem hohen Rat den Inhalt des Schreibens auseinander, noch tief in der Nacht und aß lauter Datteln und nahm Öl statt Holz. Kurzum, fremd war der Brauch, doch die Botschaft war klar wie sibyllinischer Stahl.

Kanonen wollte man gießen, in einer Form aus Guß, um dem bevorstehenden Kriege eine Gunst abzugewinnen. Pausenlos legte man Äste zusammen, nur der Flammenspender kam erst spät am Abend. Niemand konnte mehr die Tränen verbergen, im Augenblicke der Not. Jemand setzte den Türken in seinen Sarg und schob ihn aufs Meer.

Unruhig nahm das Meer die neue Brut an. Man hörte Rufe, wußte jedoch nicht, ob sie vom Wasser oder vom Wald kommen könnten. Ein einfacher Prediger nicht wie Jesu kam in seinem Goldmantel und versprach jedem ein Krüglein Schnaps, der seinen Worten Glauben schenken wollte. Alle waren besoffen.

Der neue Tag schnitt eine Kerbe in die Tage dieser Menschen. Sie blickten noch stumm zum finstren Himmel, rafften aber schon ihre Geräte zur Schlacht.

Nun entfuhren Verwünschungen ihren Kehlen, an Feind und Freund gleichermaßen gerichtet. Sie ließen die Boote zu Wasser, rammten einen Steg und tauchten nach der Glücksperle. Niemand fand jedoch eine Auster, nur ein Schuh wurde entschlammt. Und ein Huhn.

So sollte alles am Wasser zum Kampf zusammenkommen? Um dann vielleicht übers Meer zu fliehen? "Saufet, saufet!" sprach der Prediger, der sich nun in der Not 'Nicht-wie-Jesus' nannte und allen Angst damit machte.

"Ein Bauer nun möcht ich sein", sprach er darnach "um aufzureißen den Boden, mit meiner Pflugschar aus Gebein. Um Mißgunst zu säen bin ich hier, der Same seid ihr, meine trunknen Brüder. Wohl an, zum Hopfenstreich!"

MORALLI / RICHTER